The Christmas Shopping

Wenn Sirius der Meinung gewesen war, dass Lily mit ihrem Bäumchen und der Dekoration im Haus großes Aufsehens um Weihnachten machte, dann hatte er sich gehörig in den Finger geschnitten: Als sie den tropfenden Kessel verließen, der die Winkelgasse, in welche sie appariert waren, mit dem London der Muggel verband, strahlten ihnen beleuchtete Fenster, rot-grüne Girlanden und reich geschmückte Tannenbäume entgegen. Sirius schien vergessen zu haben, wie viel Aufwand die Muggel um dieses Fest betrieben...
Eigentlich hätten sie sich just in diesem Moment in dem kleinen Supermarkt in Godric's Hollow aufhalten sollen, in den Lily sie beordert hatte, um die Einkäufe für das morgen anstehende Weihnachtsessen zu erledigen. Alle drei - zumindest aber James und Sirius - waren sich einig gewesen, dass London um einiges reizvoller war als das kleine Städtchen, in dem sie wohnten. "Na dann mal los", verkündete Sirius munter und stürzte sich gemeinsam mit seinen besten Freunden in den Strom von Menschen, die noch schnell die letzten Geschenke für den Weihnachtsmorgen auftreiben wollten oder sich ebenfalls für besagtes Festessen eindeckten. Man hätte meinen können die Londoner hätten nicht den gesamten Dezember Zeit gehabt Geschenke für ihre Lieben zu besorgen, ein solcher Andrang herrschte in den Straßen. So weit, so gut. Die erste Hürde, die es zu meistern galt, war die, einen Supermarkt unter all den Geschäften ausfindig zu machen. Obgleich Sirius bis zu seinem Abschluss 'Muggelkunde' belegt und sogar ein recht gutes Prüfungsergebnis in dem Fach hingelegt hatte, war es vermutlich nicht verkehrt von Lily gewesen, Remus zu fragen, ob er ihn und James begleitete. Ob er sich im überfüllten London besser zurecht fand als Sirius war fraglich, aber es schien Lily zu beruhigen, dass wenigstens einer dabei war, der hin und wieder ein bisschen Vernunft walten ließ.

Während sie Ausschau hielten, luchste Sirius James ersteinmal den Einkaufszettel ab. Es war zwar ungefähr klar, was morgen auf ihren Tellern landen würde, aber bislang hatte er nicht gewusst, was da tatsächlich alles drinsteckte. Okay, der Truthahn war logisch. Die Kartoffeln auch. Maronen, Kastaniencreme, Röstzwiebelgemüse... Er überflog die Liste und blieb an letzterem Punkt hängen. Röstzwiebelgemüse? Allein die Tatsache, dass das Wort 'Gemüse' darin vorkam, machte es suspekt. Das war sicherlich nur unwesentlich am Gesamtwerk beteiligt, er war überzeugt davon, dass man es auch getrost weglassen konnte. Er spielte sogar mit dem Gedanken diesen Punkt in einem unbeobachteten Moment mit einem kleinen Schwenk seines Zauberstabs auf nimmer wiedersehen verschwinden zu lassen. Remus musste den Zettel vorher ja nicht lesen, dann würde ihm auch ein schlechtes Gewissen erspart bleiben und James würde sich sicherlich nicht daran aufhängen. Blieb nur zu hoffen, dass Lily anschließend ihn dafür nicht aufhängen würde.

Das würde das erste Weihnachtsfest von James und Lily als Ehepaar werden und irgendwie war es wohl doch etwas besonderes. Jedenfalls schien Lily es so perfekt wie möglich machen zu wollen. Sie wirbelte schon seit Tagen durch das ganze Haus, um alles vorzubereiten und zu schmücken. Es sah ja wirklich hübsch aus, aber dass man soviel Anstalten um dieses Fest machte, verstand James auch nicht ganz. Aber er würde Lily auf jeden Fall unterstützen, damit sie ihr schönes Fest haben konnte. Also hatte er sich bereit erklärt mit Sirius und Remus, die ebenfalls eingeladen waren, Einkaufen zu gehen und für die Zutaten des Essens zu sorgen. Eigentlich hatten sie ja den Supermarkt in Godric’s Hollow besuchen sollen, aber irgendwie waren Sirius und er auf die Idee gekommen, dass man ja auch in einer Sekunde in London sein könnte, und es dort sicher alles viel aufregender sein würde.
„Ja, genau. Dann mal los.“, nickte er Sirius zu, als sie aus dem Tropfenden Kessel auf die gut gefüllte Londoner Straße traten. Irgendwie war es hier noch voller, als sonst immer, wahrscheinlich waren alle genauso auf Weihnachtseinkäufe aus, wie die drei Freunde. Und es schien, als hätten sämtliche Bewohner Londons bis auf den heutigen Tag damit warten müssen oder extra gewartet, um sich diesen Spaß nicht entgehen zu lassen. Jedenfalls fand James das ganze Gedränge äußerst aufregend. Überall bunte Lichter, glitzernde Girlanden und irgendwelche Weihnachtslieder, die aus den Geschäften drangen. Wo er zuerst hingucken sollte wusste er nicht wirklich und immer wieder schien ihm etwas noch aufregender und interessanter, als zuvor. Eigentlich wirkte er in diesem Moment eher wie ein Kleinkind, dass das alles zum ersten Mal mitmachte. Aber so war es ja irgendwie. Er hatte schließlich nie viel Kontakt zur Muggelwelt gehabt und hatte auch nicht Muggelkunde belegt. Schon das erste Treffen mit Lilys Eltern waren für ihn zu einem kleinen Kulturschock geworden. Und auch an einige von Lilys Angewohnheiten hatte er sich erst Gewöhnen müssen.
Aber das hier war bis jetzt der Höhepunkt und er blickte aufgeregt von einem Punkt zum anderen.
Deshalb bemerkte er auch nicht wirklich, wie Sirius ihm den Einkaufszettel abnahm.
„Wo müssen wir denn hin?“, wandte er sich an Remus und Sirius, die doch irgendwie mehr Erfahrungen mit dieser Welt hatten.

Remus hatte sich bisher still verhalten. Sie waren von Lily einkaufe geschickt worden und seine beiden Freunde hatten wirklich so gut wie keinen Weg ausgelassen, um den doch eigentlich recht kurzen gang zum Supermarkt zu umgehen., hatten die Hälfte des Weges auf ihn eingeredet, dass sie doch auch nach London konnten, kamen sogar mit dem Argument, dass sie dort viel besser würden einkaufen können.
Remus hatte sich mit Mühe ein Schmunzeln verkniffen. Noch wenige Minuten vor diesem Argument hatten die beiden sich darüber beschwert, dass sie einkaufen sollten und noch dazu so langweiliges Zeug, wie sie lautstark kommentiert hatten.
Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete der Werwolf seine beiden Freunde und wie Sirius James anschließend den Einkaufszettel wegnahm. Er selbst beließ seine Hand in der Jackentasche, wo sie wenigstens warm blieb und ergriff in dieser Tasche kurz die Kopie des Zettels. Lily hatte ihm die Kopie zugesteckt aus der Befürchtung heraus im Einkaufswagen könnten wohl doch eher ganz andere Sachen landen, als wie Lily für die Zubereitung des Essens benötigte.
Er legte den Kopf ein wenig schräg und sah sich um.
Zwar genau wissend, dass James und Sirius eigentlich nur hier nach London wollten, um andere Sachen zu gucken und den Einkauf für sie wenigstens ein wenig interessant zu gestalten.
Nun, eigentlich hatte er gar nicht mal etwas dagegen einzuwenden, ansonsten hätte er sich wohl mehr Mühe mit der gegenargumentation gegeben. Es kam doch hauptsächlich nur darauf an, dass sie wirklich die Sachen alle holten und woher sie die Sachen holten, war ja eigentlich doch egal..
In einiger Entfernung waren die bunten Lichter und geschmückten Häuser zu sehen..
Die Straße hier war recht überfüllt, doch wirklicher Trubel fing erst in etwa fünfzig Metern auf den Platz an, wo ein riesiger Weihnachtsmarkt aufgebaut war..
Remus hatte irgendwie schon die Befürchtung, dass die anderen zwei sich davon orientieren lassen würden und doch ‘mal eben zwei Minuten über den Markt gucken’ wollten.
Der Werwolf wusste dass sie dann nur Blödsinn machen würden und das gefiel ihm dann doch etwas weniger.
“Wo wir hingehen? Ich würde sagen in den nächsten Supermarkt, dann holen wir die Sachen, die auf den Zettel stehen und dann kehren wir zurück...” entgegnete der junge Werwolf auf die Worte James’ hin.

Für's erste ließ Sirius den Einkaufszettel mit dem ungeliebten Gemüse in der Tasche seines Mantels verschwinden. Vor Remus konnte das ja nichts werden. Aber irgendwo vor dem nächsten Supermarkt musste er noch eine Gelegenheit finden, dass Grünzeug von der Liste verschwinden zu lassen, damit es erst gar nicht im Einkaufswagen landete.
Nebst der penetranten Musik, welche die drei Freunde aus den verschiedenen Geschäften beschallte, wurden nun auch von vorne diverse, nicht unbedingt miteinander harmonierende Melodien an sie herangetragen. Gerade noch hallten Remus' Worte in seinen Ohren nach: In den nächsten Supermarkt... Sachen holen... Zurückkehren... Das hätten sie auch in Godric's Hollow's Tante Emma Lädchen tun können. Sie waren schließlich nicht umsonst nach London gekommen, um dort die Einkäufe zu tätigen. "Wir müssen da lang", beschied der Jüngste im Bunde und deutete mitten in den sich durch die ersten Büdchen ankündigenden Weihnachtsmarkt, so als habe er einen Straßenplan der Stadt vor dem geistigen Auge und der nächstmögliche, erreichbare Supermarkt läge tatsächlich hinter dem Markt.

Bevor auch nur irgendjemand - hauptsächlich wohl Remus - widersprechen konnte, hatte Sirius sich den Ärmel von James Mantel geschnappt und zog ihn mit sich in Richtung der Stände, die kleinen Häusern ähnelten und in denen die verschiedensten Dinge feil geboten wurden. Einen kleinen Umweg würde Lily ihnen sicher verzeihen. Sirius' Vermutungen zu Folge hatte sie sie ohnehin nur einkaufen geschickt, um zu Hause ein bisschen Ruhe zu haben. Bitte, also die Ruhe konnte sie haben.
Nun erging es Sirius ähnlich wie James: Er wusste überhaupt nicht, wo er zuerst hingucken sollte. In Muggelkunde war sicherlich mal das ein oder andere Wort über diesen Festritus der Muggel gefallen, aber entweder hatte der Animagus nicht zugehört, oder aber ein solcher Weihnachtsmarkt war live erlebt doch noch etwas anderes, als in der Theorie. Jedenfalls war der junge Black so von den verschiedenen Düften und Farben, die auf sie einrieselten, eingenommen, dass er darüber sogar den Einkaufszettel in seiner Manteltasche und sein eigentliches Vorhaben. das Weihnachtsessen zumindest für ihn ein wenig erträglicher zu gestalten, vergaß.

„Supermarkt?“, entgegnete James Remus und wirkte ein wenig enttäuscht. Schließlich waren sie hier mitten im weihnachtlichen London. Da wollten sie nur einen langweiligen Supermarkt besuchen? Denn gab es in ihrem Ort doch auch und James war sich sicher, dass es in London weitaus interessantere Muggelläden gab. Die würden sich doch wohl nicht alle mit einem Supermarkt abgeben? Nein, sicher nicht, aber Remus schien sie beide wieder etwas zurückhalten zu wollen. Jedenfalls hatte er nur ihre Pflicht im Sinn, das was Lily ihnen aufgetragen hatte. Sicher. James wollte Lilys Auftrag auch erledigen. Aber man musste doch nicht direkt in den Supermarkt stürmen und dann wieder zurück. Da hätte man wirklich gleich in Godric’s Hollow bleiben können. Nein, der junge Mann mit den wuscheligen Haaren wollte etwas erleben. Etwas besonderes und aufregendes, das würde diese Stadt ja wohl bieten können.
Da riss ihn auch schon etwas aus seinen Gedanken und Sirius ihn an seinen Ärmeln hinter sich her. Nur zu gern folgte James, bevor Remus irgendwas sagen konnte. Der würde ihnen schon folgen und James nickte ihm noch auffordernd zu: „Komm schon.“
Kurz darauf hatten sie auch schon eine Art Einkaufsstraße erreicht, mit kleinen Hütten, die noch vor den normalen Häusern standen. Wirklich seltsam, das sah schon komisch aus. Aber überall schien es jetzt noch bunter und es duftete nach so vielen verschiedenen Sachen. Genau wie Sirius wusste James kaum, wo er überhaupt als erste Hingucken sollte. So etwas hatte er noch nicht erlebt, das war mit nichts zu vergleichen. Dann entdeckte er einen breiten Ladeneingang, der ebenfalls mit Lichtern geschmückt war und sehr einladend wirkte. Was für ein großes Geschäft! Größer wie Gringotts, aber trotzdem ein Geschäft und keine Bank.
„Wow…“, entfuhr es ihn nur vor Begeisterung und das nächste was er beschloss war: „Da müssen wir rein. Los, Sirius, Remus.“