Stille Nacht

James lag auf dem Sofa im Wohnzimmer und räkelte sich ein wenig. Faulenzen war doch etwas feines und hier auf dem großen Sofa noch besser. Eigentlich war der Tag ja noch jung, aber irgendwie fühlte er sich, als hätte er schon seit Tagen kein Auge mehr zugehabt. Wahrscheinlich lag es einfach daran, dass sie diese Nacht wieder einen Auftrag für den Orden erledigt hatten und dadurch erst am frühen Morgen ins Bett gekommen waren. Und das auf Weihnachten. Aber die Todesser achteten selten auf irgendwelche Feiertage. Er gähnte leicht. Diese Aufträge ließen den Schlaf-Rhythmus wirklich durcheinander wirbeln. Zum Glück hatte er keinen anderen Job, den er noch Tagsüber nachgehen musste. Er fragte sich, wie die Ordensmitglieder, die gleichzeitig noch im Ministerium oder sonst wo arbeiteten, dass alles überhaupt aushielten. Und immer wenn er sich diese Frage stellte, war er froh, dass ihm seine Eltern solch ein Vermögen hinterlassen hatten. Weder er noch Lily mussten sich also Morgens aus dem Bett quälen und übermüdet irgendwohin apparieren. Bei dem Gedanken lächelte er zufrieden, fragte sich im nächsten Moment allerdings, wo Lily überhaupt steckte. Die ganzen Feiertage war sie unheimlich beschäftigt gewesen, vor allem mit Kochen. So wie er sie kannte versuchte sie schon einmal ein wenig aufzuräumen, weil Sirius nun weg war. Wie man so ordentlich sein konnte, war James immer noch ein Rätsel. Aber wahrscheinlich sähe das Haus weniger schön aus, wenn Lily seinen Ordnungssinn hätte. Trotzdem beschloss er, dass es an diesem Feiertag Zeit war für sie auszuspannen. Also sprang er auf und rannte kurz darauf die Treppe ins obere Geschoss. Wie vermutet, fand er sie im Gästezimmer, in dem Sirius genächtigt hatte. Bevor sie überhaupt auf sein Erscheinen reagieren konnte, hatte er sie gepackt und auf den Arm genommen.
„Du machst jetzt gar nichts mehr für heute.“, erklärte er und trug sie unter leichtem Prostest langsam nach unten ins Wohnzimmer.

Der gestrige Einsatz war recht anstrengend gewesen. Nein, eigentlich war die ganze Woche anstrengend gewesen. EInkaufen, Reinemachen, etwas dekorieren, Geschenke verpacken und kochen. Schließlich die Bewirtung von den Rabauken, die sich ihr Ehemann und ihre besten Freunde nannten und dann auch noch die Auseinandersetzung mit den Todessern, die anscheinend wirklich keine Rücksicht auf Uhrzeit oder Feuertage nahmen.
Nun, damit mussten sie halt leben. Und lieber war sie übermüdet, als den Anhängern des Lords einen kampflosen Sieg zu zugestehen. Zumindest etwas konnten sie gegen ihn tun. Etwas Widerstand war besser, als gar keiner. Und genau so, war es auch mit der Ordnung, die etwas nachgelassen hatte - vor Allem im Gästezimmer, welches Sirius belegt hatte. Und so hatte die junge Hexe sich daran gemacht, etwas Ordnung zu schaffen, obwohl sie lieber etwas ausgeruht hätte. Aber ihr fehlte da - Im Gegensatz zu James - manchmal einfach die Ruhe zu.
Gerade hatte sie die Kopfkissen abgezogen, da hörte Lily leise schritte und entdeckte James im Türrahmen. Er hielt recht zielstrebig auf sie zu, aber das machte ihr Wenig, bis er sie recht unvorbereitet umarmte und auf seine Arme hob. Verwirrt blickte sie ihn natürlich an und lieferten leise gesprochenen Protest, doch wie konnte es anders sein? James duldete in dem Falle wohl heute keine Widerrede mehr, obwohl sie es natürlich versuchte.
"Machen muss ich es so oder so.", meinte die Rothaarige lächelnd, schmiegtesich auf der Treppe jedoch näher an ihn. Natürlich war sie nciht schwer, aber irgendwie empfand sie es als faszinierend, dass er sie einfach so herum trug.

„Ach, jetzt vergiss erst mal die Arbeit und entspann dich. Schließlich ist Feiertag, da sollte man doch nicht aufräumen.“, meinte er freundlich, aber doch sehr bestimmt. Das sie keinen weitern Widerstand mehr leisten würde, merkte er schon, während er die Treppe runterging. So wie sie sich an ihn schmiegte konnte ihr diese Unterbrechung nur Recht sein. Dann war er auch schon unten angekommen und wenige Schritte weiter im Wohnzimmer. Dort ließ er sich, mit Lily im Arm, auf dem bequemen Sofa nieder, sodass sie auf seinem Schoß saß.
„Du bist die ganzen Tage soviel rumgerannt, da hast du dir eigentlich mehr als diese Pause verdient.“, schmunzelte er, schob ihr langes Haar zur Seite und begann ihr den Nacken zu massieren. „Deshalb verbiet ich dir hiermit, heute auch nur noch einen Finger zum Aufräumen oder Ähnlichem zu krümmen. Verstanden?“
Lily hatte sich wirklich in den vergangenen Tagen um alles gekümmert und James hatte das Gefühl gehabt, das er und Sirius ihr dabei oftmals nur im Weg rumstanden. Trotzdem hatte sie natürlich alles fabelhaft organisiert und das Fest war ein voller Erfolg geworden.
Sanft drückte er Lily einen Kuss zwischen die Schulterblätter.

Es war schon eine Seltenheit, aber Lily seufzte leicht ergeben und ließ James im Moment einfach mal machen. Eigentlich neckten sie sich ja immer noch, wo sie konnten und vor Allem sie spielte immer noch gerne damit, ihn ab zu weisen. So jedoch nicht jetzt. Ohne zu fragen, machte sie es sich sogar etwas bequemer auf seinem Schoß, als er nieder gelassen hatte.
"Mh .. nagut .. aber nur, weil du es sagst ..", ergab sie sich schließlich und neigte ihren Kopf, als er ihr zart das Haar bei Seite schob und ihren etwas verspannten Nacken sanft und doch kraftvoll zu massieren begann.
Und es half tatsächlich. Sie entspannte sich etwas und gab ein leises, kleines Seufzen von sich, blickte leicht über ihre Schulter nach hinten, als er sie zwischen den Schulterblättern küsste. Obwohl die junge Rothaarige durchaus sittsam in ein langärmliges Oberteil gekleidet war, so lief ihr auf Grund dieser Geste doch ein kleiner, angenehmer Schauder über den Rücken und sorgte dafür, dass ihre Nackenhaar sich leicht aufstellten, ein Lächeln sich auf ihren schönen Lippen ausbreitete.
Was sollte sie tun? Ihn einfach weiter machen lassen? Irgendetwas reden? Oder sich einfach zu ihm umdrehen und ihre Lippen auf die Seinen drücken, um ganz lieb danke zu sagen dafür, dass er sie auf diese Art vom Arbeiten abhielt, was sie ja nun in den letzten Tagen zu Genüge getan hatte. Vielleicht sollte sie doch einmal mit dem Zauberstab reine machen?!
Da Lily sich nicht entscheiden konnte, lehnte sie sich nach hinten und legte ihren Kopf, in dem sie Diesen in ihren Nacken legte, auf die Schulter ihres Mannes und hauchte ihm dann einen Kuss auf die Wange.
"Ich finde, wir haben und Beide eine kleine Pause heute Abend verdient ..", meinte sie dann immer noch mit einem leichten Lächeln, nahm seine Hände und legte diese um sich, womit sie eine feste Umarmung schuf. "Und da ich, denke ich, weis, wie man Pausen verbringt, sollten wir es uns noch etwas bequemer machen, findest du nicht auch?", ihr Unterton hatte, wenn man sich nicht täuschte, vielleicht etwas verspieltes, provozierendes. Ganz konnte sie es halt nie sein lassen, ihn zu ärgern.

James war erstaunt, dass sie sich nicht schon einmal gerührt hatten und ihn scheinbar völlig bereitwillig gewähren ließ. Das war er so gar nicht von ihr gewohnt, oft wies sie ihn sogar noch ab. Umso erfreuter war er, dass er diesmal wohl genau ihren Nerv getroffen hatte. Denn seiner Meinung nach entspannte sie viel zu wenig und viel zu selten. Dafür war sie ihm öfters einen Deut zu arbeitsliebend und ordentlich. Aber das wollte er ihr nicht wieder auf die Nase binden. Wichtig war der Augenblick und den genossen sie nun zusammen.
„Ich bin höchsterfreut, dass die Lady sich darauf einlässt.“, scherzte er, als sie ihren Kopf neigte, „Eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses.“
Zufrieden bemerkte er ihre leichte Gänsehaut. Anscheinend schien sie sich heute wirklich drauf einzulassen. Vorsichtig massierte er weiter und versuchte sie dadurch mehr an diesen Augenblick zu binden. Sollte sie doch für einen Moment einfach alle anderen Gedanken Gedanken sein lassen.
Glücklich seufzte er, als sie ihm einen Kuss auf die Wange drückte: „Wir beide? Großzügig, großzügig.“ Er konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen und umarmte sie nur zu gern.
„Bequemer. Aber nur zu gerne.“
Mit einem Ruch ließ er sich nach hinten fallen, sodass er nun auf den Sofa lag und zog dabei Lily natürlich mit. Diese lag nun halb auf ihm, halb auf dem Sofa.
„Gemütlich genug?“, scherzte er.

Lily konnte sich nur zu gut denken, dass sie ihren Liebsten mit ihrer heute wenig widerspenstigen Art etwas aus dem Konzept brachte, aber schlecht fand er es bestimmt nicht. Immerhin war sie - besonders, wenn sich Besuch eingenistet hatte - immer etwas abweisender, als gewöhnlich. Das sie ihn hin und wieder gerne zappeln lies, war ja allgemeinhin bekannt. Aber das war einfach nur eine Sache gewesen, die schon immer da gewesen war. Das Gegenseitige Necken. Das Katz-und-Maus spielen. Es hatte einen gewissen Reiz, so fand es zumindest die junge Rothaarige.
Allerdings ließ sie sich gerne auch einfach von ihm 'überrumpeln', wie eben. Ja, heute hatte er eindeutig den richtigen Punkt getroffen, denn ihr war einfach danach, sich an ihn zu kuscheln und die traute Zweisamkeit nach tagelangem Besuch zu genießen. Nicht, dass es die junge Hexe störte, wenn Sirius, Remus oder Peter da waren, das war es nicht. Es war eher so, dass während der Feiertage kaum Zeit blieb, auch einmal gemeinsam auf dem Sofa zu liegen und einfach nur beieinander zu sein. Es war schon etwas anderes, wenn jemand dabei die ganze Zeit herumwuselte und auf einen blickte, oder ob man sich gänzlich ungestöt wusste.
So, wie jetzt. Sie waren vollkommen ungestört.
Mit einem kleinen Lachen ließ sie sich von James nach hinten ziehen und machte es sich natürlich in ihrer neuen Position bequem und schmiegte sich etwas näher an ihren geliebten Ehemann. Ja doch, der Dunkelhaarige war recht bequem. Und gemütlich war es alle Mal, mit ihm auf der Couch zu liegen.
"Mhmh ..", der zustimmende Laut der Rothaarigen war zu hören, während sie mit einem in den Mundwinkeln verstecktem Schmunzeln in das Gesicht des ehemaligen Gryffindors blickte. "Jah, du bist sehr bequem.", meinte sie beinahe lobend und gab ihm einen kurzen Kuss dieser Art auf seine Lippen, bevor sie mit einer Hand leicht an dem Saum seines Pullovers zubbelte, die kurz darauf unter dem warmen Stoff verschwand und ich auf den warmen Bauch des Zauberers legte. Warm, ja. Im Gegensatz zu ihren Fingern. Beinahe bekam Lily ein schlechtes Gewissen deshalb, aber sie musste sich einfach wärmen. Ob er sich dafür rächen würde oder nicht, war ihr da doch eigentlich relativ egal. Und wenn sich daraus etwas mehr entwickeln würde, würde ihr das heute nur recht sein.

Wie ungewohnt es doch irgendwie war, dass sie alles so einfach mit sich Geschehen ließ. Aber James wollte sich nicht beschweren, sonst würde sie nur allzu schnell zu ihrem neckenden Abwehrverhalten zurückkehren. Er wusste ja, dass es mehr ein Spiel war und nicht ernst gemeint. Aber andererseits war ihm jetzt nicht danach zumute und dementsprechend froh war er, dass er sie ihn gewähren ließ. Schließlich war Weihnachten nicht nur anstrengend gewesen, sondern sie hatten auch kaum eine ruhige Minute für sich gehabt. So gern James seine Freunde auch hatte. Manchmal war die traute Zweisamkeit einfach schöner. Jetzt zum Beispiel.
„Da bin ich ja froh.“, grinste James und strich ihr über den Bauch, als sie so auf dem Sofa lag. „Ich hab ja wohl die letzten Tage genug gegessen. Da muss ich ja bequem sein.“ Der dunkelhaarige ließ ein kurzes Lachenverlauten. „Gibt’s bei mehr Bequemlichkeit längere Küsse?“, fragte er frech nach, bevor er kurz zusammenzuckte. Mit Lilys kalten Händen auf seinem Bauch hatte er jetzt nicht gerechnet. „Standest du zulange draußen, oder warum hast du so eiskalte Hände?“, fragte er zärtlich und umfasste vorsichtig mit einer seiner Hände die ihre. „Lass mich raten, du hast auch schon mal im Vorgarten aufgeräumt?“, scherzte er dann. „Und keine Handschuhe angezogen?“ Dass das totaler Blödsinn war, war ihm klar, aber er zog sie doch schon gerne auf.

Leise lachte Lily in sich hinein, als James sich erleichtert darüber zeigte, dass sie ihn für bequem befand. Dabei war er eigentlich nicht knochig - im Gegensatz zu ihr. Zumindest war sie das einmal gewesen. Viel zu dürr und mit Zahnspange. Sie musste in den ersten Schuljahren wohl eher zerflust ausgesehen haben, als wirklich hübsch. Glücklicherweise hatte sie diese hässliche Zahnspange nicht mehr und auch das mit der Figur hatte sich geändert. Dennoch war sie nicht unbedingt gut gepolstert. Da fand sie James bequemer, als sich selbst. Oder lag das nur daran, dass sie selbst nie auf sich lag um das zu testen? Nun, James würde schon wissen, was er an ihr fand.
"Genug gegessen?!", echote die Rothaarige scherztend und hob gleich beide Augenbrauen. "Du und deine Freunde, ihr habt mir die Haare vom Kopf gefressen.", meinte sie gespielt vorwurfsvoll und schob das aufkommende schlechte Gewissen über ihre kalten Hände auf seinem Bauch sofort bei Seite so, dass sie beinahe zufrieden war, als er leicht zusammen zuckte.
"An die kalten Hände wirst dud ich gewöhnen müssen, mein Lieber.", schmunzelte die junge Hexe und unterließ es, ihn provozierend zu pieksen, sondern ließ ihn stattdessen gewähren und ihre Hand in die Seine nehmen. "Und nein, ich war nicht draußen. Aber wenn ud nicht lieb bist, dann schick ich dich gleich den Vorgarten aufräumen - ohne Zauberstab! - und Küsse kriegst du auch nur, wenn ich mit dem Resultat deiner Arbeit zufrieden bin. Also, sei lieb, sonst kriegst du heute keinen Kuss mehr.", gab sie neckend und provozierend, mit einem kleinen, schelmischen Aufblitzen in den grünen Augen, wider.
Eigentlich wollte sie ja nur, dass er sie küsste, denn das war in den letzten Tagen auch zu selten vor gekommen. Natürlich, am Weihnachtsmorgen war sie etwas fies zu ihm gewesen, aber dafür konnte sie ja jetzt gleich wieder etwas lieber sein, wenn er endlich damit aufhörte, sie damit aufzuziehen, dass sie es gerne ordentlich hatte!

„Deine Haare?“, fragte er nach, lachte und strich ihr über ihr wunderbar rotes Haar. „Nein, die sind noch da und hübsch anzusehen wie immer. Und auch wenn sie hübsch anzusehen sind, ich glaub gut schmecken tun sie trotzdem nicht. Da bin ich mir fast sicher, mein Schatz.“, scherzte er und strich ihr erneut über das Haar. „Und selbst Remus und Sirius hätten bei einem Teller voll Haare bestimmt dankend abgelehnt.“ James schmunzelte leicht „So schrecklich sind die beiden auch nicht.“
Zum Glück wurden ihre Hände schon etwas wärmer, auch wenn er noch ein paar Mal leicht zusammenzuckte.
„Wieso gewöhnen?“, fragte er nach und fühlte sich irgendwie von ihrer Aussage verwirrt. „Hm, dann müssen wir mal gucken, ob du dir nicht lieber ein paar Handschuhe strickst. Nicht, dass das nachher noch schlimmer wird und du mir noch den Bauch vereist.“ Vorsichtig strich er weiter mit seinen Händen über ihre, um diese weiter zu erwärmen.
„Und du möchtest mich doch nicht wirklich rausschicken, wo es hier gerade so äußerst gemütlich ist?“ Er klang etwas ungläubig. „Und ich bin doch immer lieb. Zum küssen lieb.“, ergänzte er noch und grinste sie verschmitzt an. „Genau wie du, meine Liebe.“ Etwas umständlich drehte er sie auf sich ein wenig um, so dass es ihm letztendlich ein leichtes war, ihr einen sanften Kuss auf ihre weichen Lippen zu drücken.